Eine Ablehnung ist eine Ablehnung - die Hoffnung macht :-)
Zitatauszug
Lieber Herr Köhn,
liest sich gut runter. Aber das reicht mir nicht. Erzeugt natürlich einen irren Sog, aber eher so einen Voyeuristischen, fremdes Tagebuch-Artiges – und nicht so sehr, dass mich das Wie des Erzählens genauso packen würde. Ich kann daher nicht mal behaupten, er würde mich nicht gefallen, Ihr Roman. Aber ich werde Ihnen dieses Mal keine Vertretung anbieten. Sorry. Und trotzdem danke für´s Anbieten.
Gruß aus Leipzig,
Christine K.
Literaturagentur
Zitatende
’Werther’ 2010
Erklärung:
Gegen den Mainstream hat man, jedenfalls so wie ich schreibe (siehe Leseprobe/n hier), wenig Chancen bei einem Publikumsverlag. Außerdem ist mein Name nicht Hegemann usw. und in der Verlagsszene bin ich auch nicht bekannt. ’Literarchie’ trifft es dazu ... Zitat:
“Michael Köhn schreibt, wie ihm die Berliner Schnauze gewachsen ist. Harte, oft geradezu brutale Themen und ein eigenwilliger Stil in Prosa wie Lyrik machen ihn nicht gerade zu "jedermanns Liebling“. Zitatende
Also:
Trotz sehr positiver Reaktionen einiger Agenten/Verlage ist es mir bisher nicht gelungen meinen ’Werther ...’ in einem Publikumsverlag unterzubringen.
Fazit:
Ich habe den deswegen bei BOD (selbst) verlegt. Titel: ’Werthers Räuber im Schillerpark oder: one way...’
ISBN: 978-3-8391-6242-2
Preis: 9,98 Euro
Autor: Michael Köhn
BoD-Nummer: 701582
Der Roman wird in wenigen Tagen auf dem Markt - und dann auch lieferbar - sein.
Sollten Sie also einen Roman/Text im Stil 'Schreckliches Leben als größter Glücksfall' (abgeändertes Original, entnommen Frau Hegemann in Axolotl Roadkill) lesen wollen, bitte :-)
Letztlich:
Einen Verlag, eine Agentur suche ich ’trotzdem’, denn ich schreibe nicht nur weiter, nein, ich kann bei Interesse die zeitlich befristeten Rechte vom ’Werther ...’ von BOD für wenige Euro zurückkaufen.
Werthers Räuber im Schillerpark
Exit
Ich träume heftig. Sogar tagsüber.
Zum Beispiel davon, dass die Welt flach ist, Bäume hat, in Berlin liegt, Schillerpark heißt, durch den ich auf Mutters Ansage monatlich muss, weil mein Erzeuger jenseits von Eden im dritten Hinterhof in Berlin-Wedding wohnt, und ich dort die Alimente einsacken soll.
‘…come on come on lets go lets go’
Früher erledigte ich den Spezialauftrag zu Fuß. Später mit dem Fahrrad. Ab meinem vierzehnten Geburtstag musste ich überhaupt nicht mehr hin.
„Dein Kommen hat sich erledigt, Sohn“, höre ich den Alten noch wie heute, „bestell das gefälligst deiner Mutter!“ Dabei kühlt er sein linkes Auge. Und ich grübele, wo er so schnell Eis her hat.
Ach, ich bin froh drüber, nicht mehr hin zu müssen, denn nicht nur die Bude vom Alten ist ein dunkles Loch, voll gestopft mit Sperrmüllklamotten, die liegt auch noch in einem Bezirk, wo es aus den Hütten rund um die Uhr fett nach Scheiße stinkt. Echt, schon vom Gedanken dran bekomme ich satt Pickel – und eine Kohlaversion. Doch das ist längst nicht alles, denn nach dem ’Guten Tag sagen’ gibt es regelmäßig ne Schlägerei ums Geld mit dem Alten. Der Schlusspunkt ist: dass ich meine Knochen brechen höre, total sauer werde, ’ne Pistole ziehe - und das Magazin leer schieße. Besser geht’s in einer Vater- Sohn- Beziehung nicht, finde ich.
Übrigens: das an die Wand gespritzte Blut lasse ich trocknen, kratze es ab, bringe es Mutter. Davon können wir gut zwei Wochen essen, freut die sich. Allerdings bringt mich die Frage was ihr ’gut’ bedeutet jedes Mal extrem ins Rotieren.
‘…and do it again and again and again and again…’
Augenblicklich liege ich da, denke nach ohne zu denken, erkämpfe mir Fetzen von Erinnerung, resümiere mein Leben, bin irgendwie hohl. Denn je mehr ich denke verschwimmt das Gedachte in einem trüben Brei, bekomme ich Kopfschmerzen. Also lasse ich das, döse in die Zukunft, währenddessen die Gegenwart im Bett über mir passiert -, aus dem nach einem Schrei im hohen Bogen Ejakulat auf den Tisch mit den Esswaren spritzt und mich krass Rot sehen lässt.
‘one two three o'clock four o'clock rock - five six seven o'clock eight o'clock rock’
Echt, ich kann nicht anders -, springe auf, greife mir den Typen, zerre ihn aus dem Bett, drücke seine Fresse ins Linoleum, steche ihm meinen Kugelschreiber in die Hand, zerschmettere sein Gelenk, während Hirn und Blut vermischt mit Pulverrauch sich in meinem Kopf rasant im absoluten Nichts auflösen.
’...we're gonna rock around the clock tonight’
Einige Minuten später blicke ich aus dem Fenster einer Einzelzelle im 4ten Obergeschoss auf das Leben in der großen Stadt, spucke Tabakkrümel, blase Rauch aus, träume von Afrika, und schreibe mich gedanklich schon mal bei der Legion ein um der Möglichkeit wegen, ein straffreies Leben in Gesetzlosigkeit zu führen.
Mutter weint jämmerlich, aber nicht meinetwegen, nein, ihr fehlt der Grund für den Hass auf den Mann, den ich vor Wochen tötete, weil der nicht mein Vater sein wolle und mich deswegen schlug. Dennoch, für Mutters Trauer um den Kerl kann ich nichts, die ist mir auch egal, denn mein Abgang von hier steht definitiv fest -, auch wenn die Gittertür hinter mir noch einige Tage ins Schloss fallen wird, um meinen unbedingten Willen am Wegschwimmen zu hindern.
Ey, ich träum oft son Scheiß. Echt!
‘put your glad rags on and join me hon' we'll have some fun when the clock strikes one’
... die Katze ist weg. Der Park steht dunkel, die Natur schweigt. Wolken und Mond spielen Schach mit den Schatten der Bäume. Mann, ist das schön. Schiller grinst - und ich hau mich auf die Bank, neben eine seiner Musen. Und, siehe da, sogar wenn es dunkel ist sehen die Titten der Schillergirls wie altes Silber aus. Schön abgelutscht. Von tausend Händen blank poliert. Auch ich könnte schon wieder. Finde aber beim Suchen in der Hosentasche statt Tempotuch und so den Wisch der Polizei für Morgen. Höre urplötzlich Wolles Bass: „Nimm die Hand vom Glied, du Wichser, der liebe Gott sieht alles!“
„Mann -, Wolle, - hast du mich erschreckt ...“
„Was warn drüben los?“
„Warum fragste, - warste nicht dabei?“
„Nee, eben...! Hab Bewährung ... und hier ist ja auch ganz schön.“
„Ach so.“
„Und, was war?“
„Räber hat’s erwischt. Und Mücke.“
„Schlimm?“
„Weiß man noch nicht. Morgen erst.“
„Juti, dann lass uns pennen, is spät.“
„Haste n Rauch?“
„Ja, hier. Aber dann - pscht! - und dunkel tuten!“
Ne Stunde später geht dann aber schon wieder n bisschen das Licht an.
Ich frier, irgendwie - so von innen - und Wolle ist weg ... Zeitungen austragen, wie er mir neulich mal steckte. Nachmittags Prospekte.
Ohne Kippe morgens ist nix, such ich also die von vorhin, und siehe da, n bisschen was ist noch dran, so für drei - vier Züge - und Feuer hab ich. Echt, beim zweiten Zug wird mir kotz schwummerig, und ich merke, wie sau elend meine Pfote brennt. Hatte aber sowieso die Idee ins Paul Gerhardt zu den frommen Schwestern zu teilachen, um mich da verarzten zu lassen. Sind nämlich nur zehn Minuten zu Fuß die Straße runter, - die mir aber echt schwer fallen. Muss wohl am Kreislauf liegen, das die Grütze in meiner Birne von einer Seite an die andere schwappt und mir Augen und Ohren zuklebt.
Als ich am Tor der Schwestern an einem Seil ziehe, einem zerfaserten Teil wie das der Schiffsglocke der Titanic (ich hab mal n Foto gesehen), und ein tief - dumpfes - „dong - dong – dong“ folgt, zerspringt mir vollends die Birne, und ich falle in einen Brunnen, in dem ne Horde Frösche quakt. Glaub es, oder nicht, einen davon kenn ich. Der hat voll eklige Warzen überall, n fetten Bauch, Schielaugen und ist genau der, dem ich neulich im Freibad mit nem langem Strohhalm vom Brausepulver den Arsch aufgeblasen habe; der will mich jetzt zur Sau machen - fragt dazu nach meinem Namen.
„Mann, Alter“, verteidige ich mich, „war nur n Spaß. Ging neulich zwischen mir und dem Dieter darum, wer nach m Kuhschluck Pulver länger Rülpsen kann – und du bist mir in die Schusslinie geraten!“
Doch nix, der glubscht lediglich genervt.
„Ihren Namen, - bitte!“, legt der nach.
Ich merke, dass ich liege und jemand energisch an meiner Hand rumzottelt.
„Ey, was n los...?“
„Sie sind im Paul-Gerhardt-Stift - Unfallstation - und ich bin Schwester Rike.“
„So... Rike? Son Frosch kenn ich nicht!“
„Sehr lustig; trotzdem -, Ihnen einen herzlichen Glückwunsch fürs zurück im Leben - und sagen Sie mir bitte nun Ihren Namen!“
„Werther!“, sag ich, „Schillers Räuber.“
„Hört sich prima an“, tut Rike begeistert, „aber besser ist, Sie geben mir Ihren Ausweis.“
„Wozu?“
„Für die Kostenabrechnung mit der Krankenkasse!“
„AOK“, sag ich.
„Reicht nicht“, meint Rike.
„Schade...“
„Also?“
„Im rechten Schuh ... Können Sie mir den mal bitte ausziehen?“
„Den Perso im Schuh - nicht schlecht. ... woher kommt eigentlich das viele Misstrauen in Ihnen?“
„Ich habe keine Ahnung, es wuchs mir mit Bart, Nase, Ohren - war einfach da.“
„Na gut, dann werde ich mal ...“
Damit zieht sie an meinem Schuh, hält den und meinen Ausweis in der Hand, und sich dabei demonstrativ die Nase zu, - lacht, - ich auch, und schreibt etwas auf einen Din A2 Block. Ich unterzeichne am Kreuz, sehe auf meine sauber verbundene Hand, habe das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen sei, als sie mir Perso und eine Durchschrift des eben Geschriebenen mit der Anmerkung „ ... ist für den Hausarzt“, reicht. Ich frage, um mehr (von ihr Oder: um sie weiter sprechen) zu hören: „Und nun?“
„Nun sind wir durch. Oder haben Sie noch andere Beschwerden?“
Ich bin hungrig, will ich sagen, sage es aber nicht, ist auch blöd, von so was wie Hunger zu reden, wo ich sie doch wieder sehen will. Frage also stattdessen - weiß aber schon in die Frage hinein wie idiotisch auch die ist: „ ey, ...wann haben Sie n Feierabend?“
„Machen Sie sich mal keine Umstände, Alexander.“
UMSTÄNDE?
Rrrrr, ich erwarte dazu eher von ihr ’ich darf sie doch Alexander nennen, lieber Alexander’ und dass sie dabei errötet. Kommt aber nicht, geht dann anders wie gedacht weiter.
„Ich werde nachher von meinem Freund abgeholt!“
Ey, was ne langweilige Scheiße!
Egal: „Ach - Rike, ich darf Sie doch Rike nennen?“, erröte? ich? etwa?
„ ...ich möchte Sie gerne wieder sehen...“
Und dabei klappern wie im aller- allertiefsten Frost1968 fürchterlich meine Eier gegeneinander; die haben nämlich Angst, ne Absage zu erhalten. Immer!
„Wir sollten noch rasch Temperatur messen. Ich vermute, Sie haben Fieber!“
Tataratataaa... das Schiff geht unter - das Orchester spielt weiter.
Alles um mich herum explodiert, brennt, schreit, rennt weg. Von mir bleiben letztlich nur verkohlte Knochen und mein Perso übrig; die Sekunden eines moralischen Tiefs. Und Rikes ablehnendes NEIN! mich wieder zu sehen, schwebt wie das Schwert vom Pumuckel über mir. Ich sehe, wie ich mich aus dem realen Leben verabschiede, um in einer Realität jenseits von Leben und Liebe fortan zu existieren. Fühle schon Isolation, Depression, und habe in Hitze und Kälte wechselnde Entzugserscheinungen. Je nach dem.
Andererseits bin ich Realist, weiß: Nur einer kann gewinnen und Top sein - und das bin ich nun mal heute nicht. Schneide mir also ein Stück Hoffnung aus der polizeilichen Vorladung für nachher, dehne die, bis es im Niemandsland meines Bewusstseins so was wie gewittert, blitzt, kreischend ausreißt - und Schluss ist mit Rike und dem bescheuerten Befehl.
Ey, Weiber sind so was von nervend, findest du nicht?
Überm Eck gehe ich zum Abspann in eine Kneipe. Einem gut besuchten Ausschank, den ich sonst als Hauruckkneipe bezeichne und deswegen meide. Heute ist’s mir egal, denn die Vorzüge dieser Art Destille sind - das Bier kommt schnell, die Musik ist laut, ein paar Girls auf den Hockern am Schank zeigen Bein und Oberweite - ich muss an nichts denken, träume vor mich hin. Vom Polizeirevier, dem Herrn Lehmann, Hauptwachtmeister, der meine Vorladung in der Hand hält.
„Nun?“, fragt der.
„Mach's dir selber, ey.“
Sie haben mich verschleppt, die Wohnung verwüstet. Einen Verdacht haben sie, nicht mehr - mehr nicht! Bis zwei Uhr nachts werde ich verhört, sie drohen mit langer Haft, mit Einweisung in eine psychiatrische Klinik.
„Wer so was tut, ist nicht normal!“, wollen die einen Idioten aus mir machen.
„Herr Lehmann, ich bin unschuldig!“
„Sie müssen doch aber zugeben, dass Sie den Räber schon öfter bedroht haben. Das ist unter anderem auch aktenkundig!“
„Ja - ja, das ist richtig, aber ich schwöre, ich habe ihn nicht getötet!“
„Weiter -, erzählen Sie ruhig weiter.“
„Ich habe ihm mal gedroht; es ging aber mehr um Bernd ...“
„Ihren Freund?“
„Ja!“
„Und?“
„Alles Kinderkram. Mehr ein Jux.“
„Haben Sie nicht auch im Wohnhaus von Räber Erkundigungen bei Nachbarn eingeholt? Die Autoreifen seines VWs durchstochen? Haben Sie nicht in Ihrer Stammkneipe gedroht, sein Auto abzufackeln? Haben Sie nicht..., haben Sie nicht?“
„Ja - ja – ja, zum Teufel, auch das hab ich alles. Ich will aber eigentlich nur in Ruhe gelassen werden, verstehen Sie?! ...Aber angezündet habe ich dessen Karre nicht, das sollten Sie mir glauben. Und ihn getötet schon lange nicht!“
„Wir hier glauben Ihnen gar nichts, wir ermitteln lediglich.“
Ich schrecke hoch als stählerne Schlüssel gegen Blech klirren und eine Tür metallisch in den Angeln kreischt. Aus der Traum. Alles aus, aus, aus. Sie haben mich.
„Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten. Kommen Sie bitte.“
„Wir werden schon klarkommen“, tröste ich.
Hauptwachtmeister Lehmann bleckt seine Zähne (sind so gelbe, lange Dinger wie Pferde sie haben), als wolle er zu verstehen geben, wer hier wen bedient.
„Ich hoffe sehr auf Ihre weitere Mithilfe“, gibt er sich überraschend versöhnlich.
„Ja!“, sage ich.
„Dann unterschreiben Sie das Protokoll - hier am Kreuz - dann können Sie gehen.“
„Und was wird mit Räber?“
„Gegen den Beschuldigten Räber läuft eine Anklage wegen schwerer Körperverletzung. Irgendwann werden Sie deswegen dazu als Zeuge vor Gericht aussagen müssen.“
Es ist dieses Land. Abitur und dann ab zum Bund. Vaterland und Mutterkuchen, wie die Gnade der richtigen Geburt.
Ich habe das Pech, was andere Glück nennen, bin in Berlin geboren und muss nicht zum Bund; im Krieg wäre ich irgendwo - längst tot - und ein Engel. Die Seele durchscheinend wie Pergamentpapier, würde ich mich zur Weite hinter den Horizont aufmachen. Dahin fliehen. Hier denkt man, man quält sich auf der Stelle, die Seele dagegen tut einen Spagat - und es wächst das Gefühl das Sein, ist zeitlos. Also will man fliehen, hinter die stürzende Sichtgrenze, wo alles noch rund läuft. Ja, die Reichweite der Beschränkung verlassen. Das wär’s.
... genau dadurch lernst du was fürs Leben, Junge, höre ich Mutters Stimme. Doch als ich sie mir nahe wünsche, bin ich ein Zwillingsgesicht, das sich befragt, wie es weitergehen soll. Was man zu tun oder zu lassen hat, gerade wenn man für Augenblicke die Wirklichkeit vergisst und sich selbst eigene Erleuchtung im übervollen Gewissen ist.
Hilfe!, eine Explosion -, zwei innere Stimmen gleichzeitig!
Mir verschwimmt die Grenze zwischen Täuschung und Gegebenheit. Und anstatt irgendwo ein Held zu werden, einer der sich immer wieder aufrappelt, einer der doch noch werden will, bin ich zu zweit und werde in der Klapse landen. Und irgendwie ist da auch ein Gefühl, dass das Chaos des Tages noch lange nicht aufgebraucht ist. Ja, Herrgott, ich will endlich ins Freie, nach Hause, oder sonst wohin -, und das sage ich auch dem alten Scheißer Lehmann.
„Mann!“, schnauzt der, „unterschreiben Sie den Wisch doch endlich!“
„Und dann?“
„Ab dafür -, ist schließlich Sonntag ... und ich habe jetzt Feierabend!“
Sonntag. Stimmt ja!
Auch Elvis kann sich vor Freude nicht halten, kracht zu ’Jailhouse Rock’ mit dem Becken an die Ausgangstür vom Polizeirevier das es scheppert.
Ey, vorsichtig, Alter, sonst behalten die dich hier -, but…’I want to be free’
Scheiß drauf, gibt ja auch was Positives. In einer herumliegenden Zeitung les ich nämlich, dass Alkoholismus als Krankheit anerkannt ist.
Wollte den Wisch eigentlich aufbewahren, wozu, weiß ich nicht -, doch als ich mich nach bücke, sehe ich Hundekacke dran. Außerdem kenne ich die Theorien von Jellinek und Idioten längst - befinde mich demnach in der symptomatischen Phase. Drehe also die Zeitungsseite mit dem Fuß um und lese über die Ermordung von Robert Kennedy. Was für ein Drama ...
Millionär müsste man sein - und leben.
Millionär bin ich nicht, lebe aber. Leider ist der Schotter dünn -, hab gerade noch n Zehner auf Tasche... Muss also was ändern, - denn ob von Mutter was an Kohle nachwächst, weiß ich nicht. Weiß nicht mal wo die ist. Muss dazu mal den Alten anbohren.
Andere Ideen wegen fehlender Kohle?
Ja. Moped verkaufen!
Das Teil is ne Zündapp KS 50 SL. Monzarot. Zweisitzer mit geil hoch gezogener Auspuffanlage, - der Ferrari unter den Karren. Hab die selber noch n bisschen verbessert -, aufgebohrt und poliert. Zylinder neu beschichtet. Läuft jetzt 100 Sachen! War n Geschenk meiner Tante. Und da noch relativ neu, wird das Teil satt was bringen. Muss nur noch den passenden Idioten finden. Denke dabei an Wolle, der schon immer drauf geschielt hat -, der mit Zeitungsaustragen ja nun fett im Futter hängt - und mit der Karre noch mehr vom Schrott austragen könnte.
... bin irgendwie voll n sozialer Typ, oder?
Wolle ist zwar begeistert, hat aber kein Geld, will das Teil aber unbedingt. Ich feilsche mit ihm -, er leiht sich 200 von der Oma, sagt er. 300 hat er selber, den Rest auf Raten. Wird aber ein paar Tage dauern.
Vanessa
Vanessa schreibt mir täglich einen Brief.
Folglich erhalte ich täglich einen Brief.
Sie sagt, was hinter der Briefmarke steht ist wichtig.
Also ziehe ich die ab und lecke die Rückseite - gründlich.
So beginnt der tägliche Irrsinn von vorn. Vanessa. LSD.
„Ich hole dich hier raus ... Ich habe einen Anwalt beauftragt!“
Wenn sie kommt, sitzen wir im Park.
Wenn ich komme, komme ich im Park.
Wenn sie kommt, kommt sie im Park.
Fingerübungen.
„Bei mir zu Hause steht ein Piano ...“, sagt sie.
Und der Irrsinn beginnt von vorn.
Den Rest schreibe ich in mein Journal.
Schreibe Vanessa ins Journal.
Alexander.
Wir.
Liebe...
Vanessa hat mir neulich mit Blut ein Veilchen auf den Umschlagdeckel vom Journal gemalt. Mit Samen meinen Namen. Ein Kreuz auf die Stirn geritzt, - dabei ist ihr der Fingernagel abgebrochen. Ein scheußlicher Ton. Zur Strafe hat sie sich mit meinem Blut ihren Liebessaft aufgefüllt.
„Eines Tages trinke ich dich leer... Alexander ...“
So weiß ich endlich wieder wie ich heiße.
Werde wegen Vanessa, Alexander und dem blutigen Veilchen auf meinem Journal jeglichem Regen aus dem Wege gehen.
Nun -, ich bleibe ein Versuch im Wissen um mich.
Den Therapeut macht das zufrieden.
Mich fast auch.
... was ist schon Glück allein...
‘Sunday is gloomy - my hours are slumberless - dearest the shadows - I live with are numberless’
Die Zeit in der Entzugsklinik hat mich Jahre Jugend überspringen lassen. Bin mit einem Schlag älter geworden - depressiv oft - sehe aus wie frisch gereiert. Suche im Spiegel meiner Seele vergeblich nach dem, was war. Wird aber dadurch nicht besser. Egal was ich finde. Einzig Jenne ist das Kind mit fröhlichem Humor geblieben und entführt mich ab und an aus meiner Traurigkeit.
‘Gloomy is Sunday - with shadows I spend it all - my heart and …’
Denke an Mutter, - wie man sich umbringt - und - warum sie. Ob Suizid Kitsch ist, ein misslungener Hilferuf. Ein Leben als n voll geschriebenes Stück Papier im Kamin der Zeit. Eine undatierte Notiz im Leid.
Nein, ich weiß nicht. Ordne Mutters Tod eher Vater zu. Der Tragödie ihres Lebens - von Liebe, Selbstliebe, Überschätzung, Enttäuschung, Zweifel, Hass.
Hass, den sie in den Tod nicht mitgenommen hat. Der jetzt an mir klebt. Ne Fahne macht. Sich grinsend in meinem Bett suhlt, - in jeder Flasche gluckert. Getrunken und protokolliert. Mit dem mir das Hirn einschläft -, sodass ich alles und nichts fürchten muss. Den Tod schon überhaupt nicht. Mich komplett gehen lassen kann. Auch weinen. Um Mutter trauern. Vater verachten. Mich von einer Last ohne Scham befreien kann. Einfach so: Flaschenverschluss aufdrehen, schlucken, Wirkung abwarten. Und - falls Erinnerungen quälend werden – nachtrinken; zechen, saufen, bechern, einschütten, abfüllen, aufziehen, absacken, hinein damit ... Säuferabitur. Trinken um zu erleben. Saufen um zu überleben. Um sich nicht zu verlieren.
Schicksal! Warum eigentlich?
Warum nicht?
Was braucht der Mensch (schon) an Klarheit, Freiheit, Selbstbestimmung? Alles Anekdoten ... wie wenn das Telefon in einem leisen, unschuldigen Ton klingelt. ... mir egal, ich lasse es läuten, - denn so was löst mir nicht die Zunge. Die brauche ich anderswo zu. Vor allem sonntags. Heute. Morgen. Immer. Denn es gibt keinen Ausweg aus der inneren Anstalt -, ob man sich der Nächste ist oder nicht -, glaubt, sich zu kennen - oder nicht. Das Hirn kann denken. Augen sehen. Ohren hören. Der Mund schlucken. Aller Rest ist Physik. Oder ein Wachtraum -, weil man nicht schlafen kann. Wenn Alk als Aufputschmittel wirkt, die leeren Tage länger und länger zur schlaflosen Nacht macht.
Schon wieder das Telefon ... Billie Holiday ...
‘Have decided to end it all - soon therell be candles’
Musst schon aufpassen, ey, - wenn du dauernd dran denkst das Leben ist scheiße, dann wird’s irgendwann so sein. Also lass dich nicht hängen. Übrigens, ich kenn da einen, Apotheker, kam ausm Krieg ohne Beine, wohl deswegen Morphinist, - der verscheuert mir Distra a go go. Zu dem Typen will ich gleich mal.
’Ich wache auf - und finde dich schlafend in der Tiefe meines Herzens’
„ ...Vanessa!, schön dich zu hören -; ... nein, ich komme gerade aus dem Bad.“
„Sag, hast du von deinem Vater gehört?“
„Nein, - was?“
„Er sitzt in Haft!“
„Wo?“
„Moabit.“
„Kann ich ihn dort besuchen?“
„Sicher, der Anwalt wird das regeln.“
„Dann gib ihm bitte Bescheid.“
„Hm –, sagst du mir auch, was du von ihm willst ...?“
„Zyankali!“
„Bitte?“
„ ...na, der wird doch für den Fall der Fälle irgendwo ne Zyankalikapsel gebunkert haben.“
„Du meinst wie die Nazibonzen?, - in einem Ring - wie Göring?“
„Ja!, oder im hohlen Zahn - wie Himmler“
„Du willst also deinen Vater umbringen?“
„Sich umbringen lassen - ist eher richtig ...“
Sehe den Mann mit Augenklappe in abgerissener Uniform -, den Flüchtling vom Mai 1945 im Vernehmungsraum der britischen Armee. „Himmler“, sagt der, nimmt die Augenklappe ab, setzt eine Brille auf, „mein Name ist Heinrich Himmler!, - Sie werden doch nach mir suchen?“ „Ja!“, bestätigt der Offizier, „einen Himmler suchen wir.“ „Dann haben Sie ihn ja jetzt ...“, dreht den Kopf, zerbeißt eine Zyankalikapsel, fällt vom Stuhl. Feierabend. Heißt auch, Himmler habe dem Arzt bei der körperlichen Untersuchung in den Finger gebissen, sich mit dem ganzen Körper weggedreht, ehe er das tödliche Gift schluckte. Dass der Leichnam Nähe Lüneburg begraben liegt. Doch egal wie, ernsthafte Zweifel an Himmlers Selbstmord sind nie bekannt geworden. ’Wir werden weiter marschieren ...“
... bis !jetzt !nicht! bekannt!, - denn laut Aussage meines Vaters ist Himmler vom britischen Geheimdienst liquidiert worden! Die Weltpresse tobt ..., berichtet über einen wirr redenden Menschen im Bekenntniswahn. Von deutscher Geschichte, heutiger Politik - von Familienproblematik. Von ihm, der sich in der Zelle verbrennen wollte -, sagt der Anwalt. Schwadroniert was von Kriegskameradschaft, heute fehlenden Werten ..., Merkwürdigkeiten, bedauert, grüßt seine Kameraden der SS! Im Fernsehen kommt er schon zum Kaffee, bleibt zum Abendbrot. Dort liest man aus seinen Rechtfertigungsbriefen und - und ... Es zittern die morschen Knochen - für Deutschland. Und später in der ganzen Welt. Reporter lauern mir auf. Bis es nichts mehr zu berichten gibt. Nur die Wahrheit bleibt. Die Bewegung. In welche Richtung auch immer. Doch nicht mal weinen kann ich darüber. Lache in der Einsamkeit meiner Gedanken -, benutze nach außen die Kraft des Schweigens. Schreibe. Bin über mich selbst erschüttert, kühl, staunend, - finde eine Art selbstsichere Versöhnung im Gedanken an Zyankali. Mann -, irgendwo muss der Alte das Zeug doch haben!
’ ... heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt“ Bin wieder Zeitzeichen in einem verrotteten Buch. Im Leben auf Raten. Vom Dasein zerknittert. Schreibe merkwürdig zusammengefaltete Sätze -, einige davon in geschwungener Schrift. Diese Freunde seit Kindertagen. Wieder andere sind nichts als aneinander gereihte Gespenster in Buchstaben. Fiktionen auf Telegrafenleitungen. Schwirrende Spatzen. Zwitschermaschinen. Unter dem Gefieder auf der Suche nach versteckten Botschaften. Manche unterbrochen von späten Blicken in den zerschnittenen Himmel. Die Federn aufplusternd. Körper vom Spiel mit sich selbst real erfunden; in diesen magischen Sekunden, wenn Dichtung und Wahrheit sich fort spinnen, durcheinander werfen, einen Mythos gebären. So als wären sie die letzte Abenddämmerung auf Erden -, unbeeindruckt vom Rückzug in Exzess und Rausch, meiner verrinnenden Zeit. Dem Verhältnis ’du Vater - ich Sohn’, das jedes für sich das Geheimnis der Welt verbirgt. Schluck auf Schluck getrunken, gesoffen, eingeschenkt - hinein in das Loch im Kopf. Ist mein heißer Schädel - wenn der Blutdruck ansteigt, sein Klopfen mich rüttelt. Ich „ ... herein!“ rufe, als wäre meine Bude öffentlich wie ein Hotel, ne Kneipe, dann zur Tür schlurfe - Babs davor steht. Ich sie eintreten lasse, - Amen sage.
„Hallo, Alexander, wie geht’s dir?“ „Danke - gut, schlecht, ... bin irgendwie wie tot ...“ „Damit macht man keine Witze.“ „Nee -, ist auch keiner.“ Ich stecke zwei Finger in die Steckdose, lege Elvis ’Love me tender’ auf - und im Nu ist Energie da, Erregung. Kommt der Wunsch, ihr an die Möse zu fassen, sie flach zu legen. Glotze ihr auf Mund, Busen, den Hintern, rieche ihre Spalte wie schon tausend Mal zuvor - und weiß, dass wir es jetzt miteinander tun werden; aber du -, du frag mich ’nur’ nicht warum, denn ich müsste antworten: es ist einfach so! … nehme sie wortlos in die Arme, tanze mit ihr, ziehe sie dabei langsam aus.
‘Feelings - nothing more than feelings - trying to forget my feelings of love - Teardrops rolling down on my face - trying to forget my feelings of love‘ „Es ist mein erstes richtiges Mal…” „Ich weiß!“ Kenne diese rosa Wolke ja auch noch nicht lange -, sage es ihr aber nicht. „ ... ich bin vorsichtig ... bestimmt ...“ ‘Trying to forget my feelings of love‘
... streichele sie überall -, eröffne mit der Zunge ihre Vulva. Küsse mich zu ihren Lippen hoch -, führe mein Glied ein, zart, vermute beim Blick in ihre Augen, dass sie in der Penetranz meines Wollens gefangen scheint. Erst dann, nach einer Weile, auf ein Zeichen hin, dem fordernden Zucken ihres Körpers, lasse ich den Tanz auf dem Vulkan voll beginnen. „Ah -, tut das gut, - das ist besser als alles zuvor ...“, seufzt sie, ist locker, bewegt ihr Becken im Rhythmus lautloser Windmühlenflügel, gurgelt mit Macht in einen ersten Orgasmus. Lässt im schreienden Sturmlauf Fensterscheiben zerbrechen, taumelt in die Euphorie eines Komplotts von Gefühlen. In diese tausend wahnwitzigen Nadelstiche hinein, die glühende Pfeile auf der Haut sind, die mich an sie und uns untrennbar aneinander schweißen. Verwoben mit Dornen wiederkehrend roter Rosen, Rochaden von Glück, ... dieser lächerlichen Grenze Freiheitsentzug -, auch ewige Liebe genannt. ‘ … feelings of love‘ Ey, besser als solche 'feelings' haben heißt lebenslänglich Onanist zu sein. Doch was weiß man schon vorher von dem...
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"Du musst mir glauben, Alexander!" "Ich muss überhaupt nichts ...!" ’ ... Panzer rollen vor’ Und wieder ist es Zeit, steige ich aus, will ich nicht er sein, - fliege doch mit, will zum Fenster raus. Einfach nur weg, flüchte aus dem Dreck, - liege im Blut, es geht mir nicht gut. Bin fett suizidal, stehe am Marterpfahl - bis der Regen rinnt, auf das unglückliche Kind. Ich warte schon lange darauf, sage mir: Lauf! Erforsche dein Schicksal; doch ich kann nicht, wie ich will, in mir ist es längst still. Nur ein Hund in der Ferne, - der wäre ich gerne. Ach, lass mich die Sache ganz einfach vergessen, - den Alten begraben, der Rest für die Raben. Und ich kotze schon wieder ... egal was ich trink oder fresse, wo ich gerade bin. ’ ... rollen auf Afrika vor’ Ich gehe meinem Vater nach. Folge dem stampfenden Rhythmus seiner Prothese Richtung S-Bahnhof. Und überall trifft mein Kampf auf seinen, auf Hakenkreuze, SS-Runen, auf rechte Sprüche an Hauswänden und dem Pflaster. Jenen klebrigen Sirup, einer Art stockigen Bluts, der meine Schritte lähmt, den Atem stickt. Aber ich weiß, was ich tun werde; wiege den Pflasterstein in der Hand.
Sehe ihn auf dem Bahnhof -, es kommt Nebel auf. Ein graues Etwas, das feucht wie ein Hund riecht, das sich mir voll auf den Mund presst und im Zungenspiel der besonderen Art küsst. Roter Saft rinnt, und zwischen meinen Lippen rauscht der Zug heran. Ein Zyklop - weit hergeholtes Monstrum - mit grellem Scheinwerfer vor schwarzen Scheiben. Geisterbahnfahrer heutiger SS darin. Den Alten drängt es dicht an die Bahnsteigkante, als ob er winken wolle, um nicht übersehen zu werden. Ja, ich kenne das, Angst haben, zu spät zu kommen -, dass das Teil ohne ihn abfährt, er hilflos zurückbleibt. Oradour, Tulle -, du verstehst? Schon deswegen bin ich hinter ihm, schlage mit voller Wucht von unten herauf, dass ihm der Hut wegfliegt -, meine um den Stein gekrallten Finger brechen, sein Schädel nach vorne nickt in dieser geilen Danksagung der ganz besonderen Art, Gevatter...
Am Telefon Vanessa. „Die Zeitungen sind voll davon!“ „Ich weiß.“ „Lässt dich die Presse zufrieden?“ „Bisher ja ...“ „In Frankreich brennt der Wald; sie wollen ihn hier vor Gericht haben!“ „Er ist tot...“ „Tot?“ „Ja!“ „ ...wie das denn?“ „Ich habe ihn ... und für mich ist sein Tod ein Teil von Gerechtigkeit. Für andere die Rückkehr ins Gewohnte. Ich will frei sein! Ich muss! Andere wollen lediglich über andere obsiegen. Dazu gehöre ich nicht! Nie!, - nein - mein Aufstand ist ein anderer...!“ „Ich weiß, mon amour“, sagt sie, „deswegen liebe ich dich ja..., aber nun beruhige dich bitte -, ich bin auch bald bei dir...“ ’Non - rien de rien ... non - je ne regrette rien ... ni le bien qu'on m'a fait - ni le mal tout ça m'est bien égal ...’ Ich gehe im entschlossenen Rhythmus meiner seelischen Verwundung Vater nach. Stehe mit Stumpf an Stiel auf dem S-Bahnhof -, im klebrigen Sirup von Ahornbäumen und geronnenem Blut. Bin in mir gefangen – in dem was ich tun muss. In der ewigen Wiederholung. Wiege einen von hunderten Pflastersteinen in der Hand. Und was da noch so ansteht. Der Zug kommt. Befehle dröhnen. Mein Vater steigt in den Panzer. (Staatsanwaltschaft Dortmund, Aktenzeichen 45 Js 2/62) Ketten rasseln. Ein Luftballon an Metall, - klirrt - platzt. Eine Scheune brennt. Die Kirche. Kinder weinen. Alte stöhnen. Frauen kreischen. 642 Menschen. So oft läutet die Glocke in mir. ... und werfe den ersten Stein.
Hinter der Trinkbude, vor der ich schlotternd stehe, über zernarbter Wand mit rostigem Blut unter von mir geschriebener Reklame von Persil lese ich: ’Harry Piel sitzt am Nil wäscht den Schwanz mit Persil. Maria Ney sitzt dabei schaukelt ihm das linke Ei.’ Ist Irrsinn. Meine ganz persönliche Geisterbahn. Der Budiker reicht mir fünf Korn Flachmann -, die ich in 2 Sekunden pro Stück öffne, in 1,5 Sekunden je Stück trinke, 0,5 Sekunden später zirka 2 Stück davon in die hohle Hand erbreche -, mir die Kotze in 0,03 Sekunden erneut zuführe. 4 Sekunden danach eine Briefmarke ablecke, an Vanessa denke, unsere damalige Abschiedsnummer vor Augen. Wir in 69zer Stellung liegen, sie oben - ihren Hintern wetzt, mir in den Mund pinkelt. Ich, scharf wie Lumpi, ihr mein Ejakulat hinter das Zäpfchen pumpe. Sie mir danach was von geilem Schwanz sagt und, dass eine Frau - an der falschen Stelle geleckt - das Wasser nicht halten könne - so was schon mal passieren würde. Wieder ich, Geisterfahrer.
’Non - rien de rien ... non - je ne regrette rien ... ni le bien - qu'on m'a fait - ni le mal - tout ça m'est bien égal – non - rien de rien ... non - je ne regrette rien ... car ma vie - car mes joies’
„Ich habe übrigens einige deiner Lyrics übersetzt - und dafür ein Label begeistern können ...“
„Ey, das ist ja echt spitze ...“
„Und ich habe auch schon den Vertrag in der Tasche!“
„ ...ey, ich freue mich ... Echt!“ ’... non - je ne regrette rien ...’
Auf einem Foto habe ich die Ruine Oradour gesehen -, die Frage gestellt: was bereust du, mein Vater? „Nichts!“, sagt der, „es ist alles wohl getan ... Befehl ...“, sagt der.