H. Zell - ihr bild - meine HP - wegen der nutzung ihres werkes wäre ich gerne mit ihnen in verbindung getreten. ich hätte dafür auch bezahlt. doch ihr werk steht bei wiki lizenfrei ein und ohne jegliche hinweise und kontaktmöglichkeit. an die bedingungen von wiki habe ich mich gehalten und ihre urheberschaft genannt, so weit ich die wusste. sollten sie der urheber des werkes sein und eine Löschung wünschen, möchte ich sie bitten mich zu kontakten: m.koehn(at)literatalibre.de
Vorab am 30. April 2014 erschienen ---> www.laborbefund.jimdo.com/
Eben auf den Markt geworfen wurde der "LaborBefund #14 - Michael Köhn : Ernstfall gewordene Absurdität" ist als Autorenheft am 30. April 2014 erschienen, und kann ab sofort gekauft und gelesen werden. Bestellungen bitte an laborbefund2013@yahoo.de oder über unsere Website: www.laborbefund.jimdo.com/
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Der Mensch, das "gar nichts an evolution"
Die Ernstfall gewordene Absurdität des Michael Köhn
Dass die Welt eine gigantische Klapse ist, wusste schon Shakespeare. "When we are born we cry that we are come / to this great stage of fools", heißt es in King Lear, und es ist symptomatisch, dass dies ausgerechnet der "irre" König selbst sagt, als er, aller Machtinsignien entblättert, die Einsicht der Ausgestoßenen erlangt. Dass die Säuglinge bei der Geburt brüllen, weil sie erkennen, in welches Irrenhaus sie hier gekommen sind, daran hat sich auch 400 Jahre nach King Lear noch nichts geändert. Und einer der Autoren, die dies heute vielschichtig & treffend auf den Punkt bringen, ist Michael Köhn.
Köhn, geboren 1942 in Berlin und heute in Hitzacker a. d. Elbe lebend, schreibt Romane, Gedichte, Kurzgeschichten, Satiren, Aphorismen und Prosetten. Er ist nicht nur Dichter, Schriftsteller und Literat, sondern in all dem auch Zeitzeuge "mit überquellender Festplatte". Er selbst weiter über sich: "Ich schreibe Prosa und Lyrik, lote in meinen Arbeiten die Tiefgründe im Menschen aus - ob Abgründe oder Höhenflüge. Meistens beides."
Die Gagazone, die der Homo Sapiens geschaffen hat und in der er nicht klarkommt, "diese[s] ewige Schuldsein in der Luft / um ihn herum", ist Köhns Thema in allen Facetten. Der Mensch, "die / kreatur von gott geschaffen", ist "ein gar nichts an evolution", ist "all der Rest", der "in einer Ecke Zeit [liegt] / betrunken / hoffnungslos". Wenn man das verstanden hat, ist man fast froh über den "Rest von Pillen, die mir zur ewigen Dunkelheit nicht gereichten, lediglich zu fahler Dämmerung für Stunden".
In Köhns literarischen Höllenfresken findet man alles: Säufer, Mörder, Auftragskiller, Machos, Schwanzwedler, alte Nazis, junge Idioten und auch “Maria Magdalena / Stripperin Hure Junkie“, denen allen "die Krankheit Dasein tickt / um den Tod auszuleben / 24 Stunden jeden Tag".
"Am realen sein starb ich also mit sechs / [...] nach und nach", schreibt Köhn. Die "great stage of fools", in die er durch Geburt geworfen wurde, war eine der übelsten Kulissen der Weltgeschichte: Hitler-Berlin im Bombenkrieg: "Zwei Tage drei Nächte. Verschüttet. Während das Haus darüber brennt. [...] Ich bekomme vom Entlausungspulver Husten. Mutter entschuldigt sich bei mir." Danach "GPU-Keller" und anschließend geteilter deutscher Stacheldraht. Es folgen diverse Fluchtpunkte als Sackgassen, z. B. die Fremdenlegion "nach einem familiären Vorfall" oder als Ehrenmann unter Ganoven. Auch das ist "Ernstfall gewordene Absurdität", über die man am besten mit dem Galgenhumor derer grinst, die sich von Frau Werlte nicht schrecken lassen, und den Köhn seinen Protagonisten als homerisches Gelächter im Unerbittlichkeitsblick mitgibt.
Schreiben als Notwehr, "um die Spuren der Bisse von unseren Seelen fern zu halten", denn "betrachtet / man alles gute dieser welt / bleibt weniger übrig / wie milch am boden des eimers". Nicht "als" sondern "wie" bleibt am Ende wohl nur der mediokre Positivismus, mit dem sich alles - doppeldeutig - "zum Glück" uminterpretieren lässt, wie auch Köhn in sex und erfolg mit spottendem Sarkasmus erkennt.
Beim Sichten der Texte für die vorliegenden Ausgabe fand sich in Köhns Büchern ein Lesezeichen mit folgenden Worten: "Der Mensch soll nicht sorgen, dass er in den Himmel komme, sondern, dass der Himmel in ihn komme.“ Michael Köhn hat diesen Himmel als Universum im Kopf eines homme de lettres - "und wer will kann mich".
Zum Beispiel lesen: www.laborbefund.jimdo.com/
Die Herausgeber: Ní Gudix und Andreas Balck, 30. April 2014
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Last Transit DDR - oder: Schenk ein das Ding!
Romanstart 14. April 2014
1
An der Wurst lag es nicht. Die war wie immer. Hart die Schale. Weich im Kern. Wie ich. Und mit Senf – kein Problem. Wie der Kartoffelsalat. Doch deswegen war ich nicht hier. Ich aß die Wurst mit Salat und trank Plörre um ein Zeichen abzufischen das mir ein Mann in einem grauen Regenmantel aus Plaste- Elaste geben würde indem er das ’Neue Deutschland’ in den Abfallkorb am Ausgang der Raststätte versenkte. Und richtig, keine fünf Minuten später kam der Hinweis. Ich zahlte. Und glaubte in meinem Herz aus Gold zu wissen das zwei Menschen im Kofferraum meines Benz lagen, Frau mit Kind, und der Parkplatz frei von Stasi war. Irrsinn. Irrtum. In Raum und Zeit. All die Risse. Schrunden. Explosionen. Falsch. Echt.
2
Als ich wach wurde war es so was wie Montag am Freitag. Und ich musste mich erst wieder in mein Dasein einarbeiten. Hörst du. Von Null auf 9tausend Meter. Höher als Reinhold Messner je war. Und das ohne Sauerstoffmaske. Von wegen, einfach so den Zug der Erinnerung besteigen. Ach, die gebrochene Nase, die verwächst sich. Und wenn die schief bleiben sollte, scheiß drauf! Wie auf die Zeit in Rummelsburg. Die Monate in der Isozelle. Auch da: Scheiß drauf! Denn gerade im Knast lernt man was. Morsen. Zum Beispiel. Hassen. Zum Beispiel. Einsamkeit aushalten. Sich selber zu paralysieren. Um in den Verhören nicht zusammenzubrechen. In der Stehzelle stehen zu bleiben. In der Nasszelle trocken. Im Tigerkäfig den Tiger zu geben. Montag Sonntag zu haben. Oder Freitag. Alles zu registrieren. Nichts zu vergessen. Niemals! Und vor allem nicht damit aufzuhören nach dem Schwein zu suchen, dass die Sache verpfiffen hatte. Denn an der Wurst mit Salat in Michendorf lag es nicht. Nicht am Senf. Da war alles wie immer. Nein, es musste einer aus den Reihen des Kuratoriums gewesen sein. Meinte auch Stasi- Müller; der Typ im grauen Regenmantel aus Plaste- Elaste mit dem Neuen Deutschland... als Synonym. Teufel a fresco. Born to. Na klar: ich weiß! Nicht nur weil Müller jetzt im Rollstuhl sitzt und zu mir ’Querschnitt komplett - Schussverletzung’ sagt - und ’Nix ist mehr wie früher - und die Pfeife steht mir auch nicht mehr’. Der sich von mir wünscht, den Verräter zu finden. ’Geld spielt keine Rolle! - Als wenn ich Geld brauchen würde. ’Finden Sie den und machen Sie ihn fertig. Aber so richtig!’ Und ich JA! sage. Versprochen. Als Brustton. Und damit ging es los. Roll over. Gang rein. Start. Fett aufs Gas. Volle Pulle vorwärts. Und nie anderswohin. Ja. Versprochen! Auch in Kopfstimme. Mit ’Whiskey in the jar 1973’. Weißt schon. Als wir noch jung waren. Du und Ich. ’Paint it black’. Ey, nun mach schon - schenk ein das Ding. Und leg die Platte auf! Them: Van Morrison: ’Baby Blue’, meinetwegen. Die Nacht kommt so oder so.
3
Wie geht es dir, fragt die Personalität den gescheiterten Akteur.
Meinst du mich?
Ja, dich - tu nicht so!
Und du? Als ob du vom Glück zu leiden nicht wüsstest.
Also?
Brüche, antwortet meine Welt; alles Brüche. Ein fettes Leib- Seele- Problem fast wie die Cut Ups beim alten Burroughs. Dazu noch einen Haufen Plastik im Schädel. Doch da ist alles sauber verheilt. Mit Haaren über der Narbe: gute Arbeit vom Chirurgen; sieht man fast nichts mehr.
Und sonst?
...und sonst habe ich mit dir zu tun. Mit deinen blöden Fragen laufend. Mit deiner verdammten Suche nach Erinnerungen. Kann kaum schlafen deswegen.
Und? Hast du welche...
Ich bin dabei. Mein Hirn ist in Arbeit. Träumt Denkzettel.
Wenn du konkret werden willst, frag doch mal Hansi.
Hansi? Der ist doch selber... und sein Bruder erst; Qualle. Igitt. Macht auf dicke Hose beim Kuratorium.
Wunderst du dich? Waren immerhin beide Offiziere der Stasi.
Wie Stiller einst, was?! Volle Pulle mit Material über die MFS- Leute in der BRD!?
Immerhin.
Was - immerhin? Er wird es nicht überleben... Die Typen sind noch da - und überall.
Deswegen ja: frag Hansi!
Hör mir bloß damit auf! Hansi hat gerade eben den Auftrag Gaddafi zu killen versemmelt.
War doch geschickt gemacht, - dafür hat er Harbeckes Puffs übernommen.
Wie? Ist der Boss bei der Explosion auf der Yacht draufgegangen?
Schwer verletzt. 80% vom Körper verbrannt. Seine Freundin hat’s dafür komplett erwischt, weiß ich von Ronny, seinem Exkiller. Auszüge im Wortlaut davon stehen sogar im Spiegel: ’War er erstaunt? Hat sie gekreischt, die Sau? Oder war se sprachlos?
Das letztere...
Wenn ich das gesehen hätte, ich wäre wichsend durchs Fenster gesprungen. - Als du sie von hinten in die Köppe jeschossen hast, wie hat es gemacht? Böck oder klock?
Ne, ne, det hat jemacht leiser als 'n Zündplättchen.’
So oder so, Harbecke ist und bleibt ein Arschloch und Fliegenfänger- V- Mann.
Sagt wer?
Sagen die Filmchen und Protokolle aus dem ’Regina’- Puff.
Du meinst Sonjas Aussage?: ’Ich hatte ehrlich gesagt kein Vertrauen mehr zu euch, und, äh, ähm... da habe ich mir gesagt, denn muss es ebend, äh, anders ablaufen...’
Immerhin ist mit einer von Harbecke vermittelten Pistole - einer Walther PPK, Nummer 176979 - zwischen dem 17. und 20. August 1984 der Londoner Gaddafi-Repräsentant Ali el-Dschahur erschossen worden. Ach was, das waren die ’Al Burkan’ Leute; nur ein wenig Stühlerücken um die Macht in Nordafrika.
4
Als ich jung rauchen und trinken lernte, war mein Vater gerade weg. Der Sand der Wüste hatte ihn geschluckt. Eine dürre Blonde mit Pferdegesicht und flachem Busen, erzählte meine Mutter ihrer Freundin. Die Blonde heißt Seeger und arbeitet im Bezirksamt.
Klar, ich kenne das Bezirksamt Berlin- Wedding. Da war ich mit Freunden als Kind oft. Paternosterfahren. Wenn der Pförtner auf dem Klo war. Heutzutage gibt es im Bezirksamt keine Pförtner mehr. Dafür stehen im Eingangbereich bunte Hinweistafeln. Seeger, Zimmer 407, viertes Obergeschoss, stand da. Und das war’s dann mit Jesus und mir. Auch mein Vater war nach meinem Besuch im Bezirksamt nicht mehr mein Vater. Und die Blonde nach drei Runden Paternoster nicht mehr die, wie zuvor. Ginge es nach mir, ich würde überall auf der Welt gerne mit einem Pförtner sprechen, statt mit Hinweistafeln. Doch so: Chance vertan!
Jahre später räkelte ich mich auf der Norton hinter dem Porsche- Spider meines Kumpels Andy an einer Ampel. Wartete auf Grün. Als ich dem Hobel dann voll in die Hacken trat, sah ich aus dem Augenwinkel meinen Vater neben besagter Blondine in einem verbeulten VW- Käfer. Und ehrlich: er sah nicht glücklich aus. Knapp eine Ampel weiter fiel mir ein, ihn niemals glücklich gesehen zu haben. Ich hoffte und hoffe, das so was nicht genetisch bedingt abfärbt.
Zwei Jahre später ist er gestorben. Eine Herzsache. Angeblich. Ich bleibe mit meiner Wette bei Leber. Galle. Enddarm. Magen. Herz passt zum Alten überhaupt nicht.
5
Manche fühlen Regen anders. Und dass Möwen ständig Krieg schreien, behauptest du. Weißen Tauben der Weltfrieden weh tut. Und Vögeln jung erhält. Ja! Da bin ich ganz bei dir. Spätesten nach einer Flasche Hapsburg Hardcore. Danach geht es dem Menschen wie dem Vieh; wie dies frisst, säuft, lebt und stirbt, so frisst, säuft, lebt und stirbt auch er. Und ich.
Hat sich schon mal jemand totgemischt, behauptet Andy.
Okay. Pokern ist sowieso nicht mein Ding, ich zocke auf Pferde.
Wir spielen hier aber Skat, Junge!
Schon klar, hast mich gefickt. Doch manche werden geboren um gleich darauf zu sterben, weshalb am Ende der Welt die Einsamkeit aber längst nicht zu Ende ist. Ey, Paradies; wo bist du? Doch nichts! Nur Trümmer und körperlose Stimmen die meine Träume aus dem Leben treiben. Und das verursacht mir ein ziemliches Unbehagen und ist sehr schlecht um an positive Erinnerungen zu gelangen. An Täter- Opferrolle. Schuld und Vergebung. Liebe und Hass. Und wer ich eigentlich bin. Und warum es bei mir nicht so ist, dass Liebe durch die Leber geht? Schweiß Glück bedeutet. Wie wir Vodka und zig Bier in uns reingekübelt haben, als das weiße Klavier endlich in meiner Wohnung im vierten Stock stand. Dabei kann ich gar nicht Klavier. Und du hast nur die Noten getragen.
6
Das Kuratorium ist eine verschworene Gemeinschaft aus der nichts nach Außen dringt. Und doch. Erinnerst du dich an das Poster: Deutschland dreigeteilt? - niemals! An Niere, Herz und Krone. An die rostroten Panzerketten, um das Brandenburger Tor am weglaufen zu hindern. Nicht? Aber an die DDR- Mauer, an den Schießbefehl, Wachtürme, Minen, Hunde; an all die Toten im elektrischen Draht? Hast du noch die Häftlingsfreikäufe auf der Latte? Pro Stück löhnte die BRD 100.000 DM an die DDR. Und die, um nicht als Speckjäger erkannt zu werden, ihre Goldjungs und Mädel in Bussen mit drehbaren Numenschildern von Ost nach West karrten. Und dadurch überlebten. Nun, vielmehr kam ja auch nicht an die Öffentlichkeit. Stairway to heaven: denn da ist so ein Gefühl, dass ich bekomme, wenn ich nach Innen blicke und mein Verstand noch immer sagt: Hau rechtzeitig ab! Renn weg! Ja, jetzt! Sofort! Verschwinde! Es ist höchste Zeit... Echt. Und noch immer sehe ich die fetten Rauchschwaden zwischen den Bäumen und höre die Stimmen der Gaffer. Nur dich höre und sehe ich nicht, Alter, - kannst dich also beruhigt wieder lang machen.
7
Die Welt scheint größer, wenn mir nicht irgendwelche Traurigkeit die Sicht versperrt.
Du musst doch aber irgendjemanden als Vorbild haben, Junge, mahnte einst meine Mutter; und das überlegen darüber rundete mir jedes Mal die Stunde. Denn ey, weißt du wie der Vorwurf in einer Stimme klingt die man liebt wie die Person die zu dieser Stimme gehört? Und wie beschissen man sich als Versager fühlt. Denn sie ist und war eine Dame, die in einem weißen Licht strahlt. Die andererseits ein Felsen aus Gold, in dessen Schatten man sich nicht mal traute. Und ich meine mit ’man’ MICH. Nur damit wir uns richtig verstehen; und schon wieder höre ich entschuldigend den Wind rauschen. Brummt mir der Schädel, als wäre ich gestern in Freddys Nirwana Maikönigin geworden. Dabei war ich dem Rattenfänger folgend lediglich im Puff um nach der Treppe in den Himmel zu suchen. Doch da dann: Fehlalarm! Paranoid wie ich bin. Deshalb die Frage: Kannst du mir helfen meinen Verstand wieder in den Griff zu bekommen. Weißt du, ich brauche ab und an jemand der mir Dinge zeigt die ich selber nicht finden kann. Das Ende vom Anfang, zum Beispiel.
8
Sitze mit Ronny in meiner Bude am Küchentisch beim Bier, als Müller anruft.
„Morgen ist Kuratorium. Wir wollen Ihre Rückkehr feiern!“
„Prima.“
„Ich schicke Ihnen einen Wagen.“
„Ich freue mich!“
„Woher hat der plötzlich soviel Geld“, frage ich Ronny.
„Der hat seine Alte beerbt.“
„Echt, - die ist hin?“
„Unfall. Im Auto verbrannt...“
„Sicher?“
„So sicher, wie man bei Müller eben sein kann.“
„ ...und der Alte führt nun die Firma weiter.“
„Genauso. Und wenn man so will, bist du sein Angestellter!“
„Wie du.“
„Ja, - wie ich.“
Im Kuratorium sagt Müller ein paar Worte über die Aktion und mich; spricht von Dankbarkeit und, dass ich noch lebe ... Dann Franke. Unisono. Danach Plötz. Beide mit Bier- Kornfresse und Schweinebauch. Glatze. Plötz mit Schmiss vom oberen Backenknochen bis zum Mundwinkel. Hat irgendwas von Clown, wenn er grinst. Er grinst aber nur auf dem Klo, - beim Schwänze beobachten. Heimlich. Später kommt einer von der Presse. Bürstenhaarschnitt; aber ohne Fotograph! Ordnet Müller an!
„Bleiben Sie ruhig sitzen. Schonen Sie sich, - Sie Held“, riet mir zuvor die Gräfin. Blond. Mit Zopf. Jahre später mit einer vorweggenommen Merkelfrisur. Doch immer rauchend, um im Lungenkrebs wenigstens einen ernsthaften Gegner zu finden; ansonsten aber als Typ deutsche Eiche rüberkommt. Und weit rechts von der CSU steht. Oder liegt. Die in zahlreichen Vertriebenenverbänden Birken, Eschen und Buchen zu Kleinholz oder Kompost macht. Von der erfahre ich erst kurz vor dem Ende der Veranstaltung, alle schon ziemlich aufgeräumt, wie Müller lacht, dass damals eigentlich Ronny die Fuhre machen sollte „ ...und nicht Sie!“
„Warum Ronny?“
„Die Sache war heiß, Gattin mit Kind eines Stasibonzen und ...“
„Und?“
„Ach - nichts! Vergessen Sie, was ich eben gesagt habe; ich habe einen Schwips!“
„Nun kommen Sie, Gräfin. Bitte...“
„Nur wenn Sie mich nach Hause begleiten, junger Mann; ich habe noch reichlich Kaviar und Vodka im Schrank!“
19. April 2014 michaelkoehn